Wie ich eine Frau war ... Götz Widmann

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Ein Freund von mir, ein kluger Mann,
kam mir da neulich mit was an.
Er meinte, nimm die Pille hier,
probier, ich mein es gut mit dir.
Es ist weniger ein Rausch
als ein gezielter Rollentausch.
Einen Tag lang bist du weiblich.
Das Gefühl ist unbeschreiblich.

Für bürgerliche hundert Mark
femina flower mittelstark,
absolut verläßlich,
ein Tag als Frau, allerdings häßlich,
zahl dreihundert, sei so schlau
erleb den Tag als schöne Frau.
Femina superflower gold,
und alle Herzen sind dir hold.

Als Frau den Höhepunkt erleben,
ich habs mir vorgestern gegeben.
Weiblich, jung und wunderschön,
bis zum nächsten Sonnaufgehn.
Prinzen, die dir minnesingen,
sich im Kampf um dich bezwingen.
Wirf einfach diese Pille ein.
Mach es oder laß es sein.

Ich konnte unmöglich riskiern,
das nur aus Geiz nicht zu probiern,
ich wußt, ich würd mich ewig hassen,
so ne Chance zu verpassen,
auch wenn es nicht wahrscheinlich war,
vielleicht war es ja trotzdem wahr,
ich nahm die Droge mit nach Haus,
und setzte mich der Wirkung aus,

Ich wachte auf mit fremden Lüsten
und mit unglaublichen Brüsten
und Heißhunger auf Schokoriegel.
Plötzlich stand ich vor dem Spiegel.
Mich erregte, was ich sah.
Ich glaubte nicht, daß ich das war.
Ein Traum von einer Frau.
Ne richtig geile Sau.

Mir war so komisch nach nem Knaben.
Ich mußte sofort einen haben.
Ich ging in die nächste Bar,
und was klar gewesen war,
sie waren wie die Fliegen.
Ich konnte jeden kriegen.
Der sieht gut aus und scheint zu lächeln,
den bringst du jetzt gleich zum Hecheln.

Tief ihm in die Augen blicken,
fragen willst du mit mir ficken.
Wir gingen dann zu ihm
und wurden da intim.
Schon im Fahrstuhl wurd mir klar,
daß er kein großer Lover war.
Kaum drin, rollte er wieder runter
und wurde auch nicht wieder munter.

Das war dann mein Geschlechtsverkehr.
Der Sack taugte zu gar nichts mehr
außer auf dem Rücken liegen,
ich würd gern einen geblasen kriegen,
diese miesen Patriarchen,
irgendwann fing er an zu schnarchen.
Männer folgen ihrem Zweck
und dann schmeißen sie dich weg.

Danach haßte ich wohl mit Recht
den Mann, das niedrige Geschlecht,
das sexuelle Hindernis.
Dann fand ich meine Klitoris.
Ich begann ganz zart und scheu,
es war so wunderschön und neu.
Das hat mich so tief entspannt.
Dann hat der Schlaf mich übermannt.

Das wär alles noch zum Lachen,
der Horror kam dann beim Erwachen.
Neben mir wälzte sich mein Gatte,
ich fühlte meine Morgenlatte
und mein altes Kampfgewicht
und die Stoppeln im Gesicht.
Auch die Brust war nicht mehr da.
Ich wußte, ich war in Gefahr.

Sekundenschnell zog ich mich an
und machte, daß ich Land gewann.
War ich jetzt wirklich eine Frau,
war es ein Traum, weiß nicht genau,
ich lag im Bett mit einem Mann,
ein Mann faßte mich an.
Es war nicht besonders toll.
Von Pilln hab ich die Schnauze voll.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Nov, 10:49

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